Nahbesprechungseffekt bei Vocals kompensieren

Habt Ihr oft das Problem, das Eure Vocals zu bassig oder gar dumpf wirken?

Das liegt zum Großteil daran, dass Sänger oder Rapper heutzutage oft sehr nah mikrofoniert werden!

Nicht jedes Mikrofon ist für eine Nahbesprechung ausgelegt und das kann zu einer sehr basslastigen Aufnahme führen, welche zu viel Platz im Mix beansprucht.

Auch wenn es unser Ohr mag, dass unsere Stimme groß und mächtig klingt und die Aufnahme in Solo mitreißend wirkt, wird sie sich wahrscheinlich schlecht in einen Mix voller Instrumente und Schlagzeug integrieren können.

Das liegt schlicht und einfach daran, dass der tiefe Bereich dermaßen überbetont ist, das andere Elemente wie Kick oder Bass keinen Platz mehr zum atmen haben. Der gesamte Bassbereich wird dadurch matschig und undefiniert klingen, weil zu viele Sachen um den selben Frequenzbereich kämpfen.

Wie kann ich die Bassüberbetonung durch den Nahbesprechungseffekt kompensieren?

Über die Jahre habe ich vieles getestet und angewandt von Multibandkompression über radikale Low Cuts hin zu Excitern und enormen Höhenboosts um dem starken Bass entgegenzuwirken.

In den meisten Fällen wurde aber das Vocal dann zu dünn, zu unnatürlich oder hatte plötzlich Überbetonungen anderer Frequenzen durch zu viel Bearbeitung (Overprocessing).

Dann befasste ich mich immer mehr mit dem wohl simpelsten Mittel zum Zeck:

Der Low Shelf Filter

Jahrelang habe ich diesem wundervollen EQ Band viel zu wenig Beachtung geschenkt, dabei kann damit soviel Klangformung betrieben werden wie mit kaum einer anderen Filterart.

Statt Euren Low Cut viel zu hoch anzusetzen um den Bass abzuschwächen sollte zusätzlich einfach noch ein Low Shelf Filter eingesetzt werden, der den Bereich bis 150 HZ oder manchmal sogar bis 500 HZ sanft absenkt.

Dadurch erhält man eine sehr natürlich klingende Tiefenabsenkung, die so eingestellt werden kann, dass sie ziemlich genau dem Nahbesprechungseffekt des Mikrofons entgegenwirkt.

Mit dem Low Shelf Filter lässt sich der Nahbesprechungseffekt reduzieren.

Die Frequenz sollte hier zwischen 50-500Hz liegen und der Q-Wert sollte so eingestellt werden, dass die Kurve möglichst geradlinig verläuft und keine eigenen Resonanzen erzeugt.

Je mehr Ihr auf diese Weise absenkt, desto mehr wird sich der Klang öffnen und aufeinmal seid Ihr an einem Punkt, wo das Vocal von alleine im Mix sitzt!

Dann bei Bedarf nur noch ein paar hohe Frequenzen boosten, etwas Kompression und/oder Sättigung und fertig.

Fazit

Manchmal ist man so verloren und blind durch all die vielen Techniken und Plugins, dass man die simpelste Lösung für ein Problem garnicht in Betracht zieht.

Seither setze ich diese spezielle Technik auf jeder Gesangs- und Rapspur mit Erfolg ein und erreiche genau den Sound, den ich mir vorstelle. Dadurch spare ich mindestens 2-3 zusätzliche Bearbeitungsschritte, die ich früher oft als Workaround hingenommen habe.

Probiert diesen Tipp unbedingt bei Eurem nächsten Mix aus und lasst mich wissen, ob es bei Euch genau so zu einem Aha-Effekt und zum gewünschten Ergebnis geführt hat wie bei mir.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert