Wie fange ich einen Mix an?

Ihr wollt wissen, wie man einen Mix am besten beginnt? Worauf man achten muss um von vornherein einen professionellen Sound zu bekommen? Wie man richtiges Gain Staiging in einer DAW umsetzt? Dann lest Euch diesen Guide fürs digitale Mixing durch!

Der größte Fehler beim Beginn eines Mixes

Nichts macht dir das Mixen schwerer, als dich sofort beim Beginn in den Details zu verfangen. Sicher fällt einem beim ersten Hören auf, dass die Vocals vielleicht zu dumpf, die Drums zu topfig und alles irgendwie undefiniert klingt, aber es wäre ein Fehler sich sofort auf den Equalizer zu stürzen und anzufangen Einzelspuren zu bearbeiten.

Betrachte den Song im Ganzen

Genau das sollte man nicht tun – im ersten Moment geht es darum genau hinzuhören und Dinge zu identifizieren und zu ordnen:

  • Was sind die wichtigsten Elemente im Song?
  • Macht das Arrangement Sinn?
  • Drückt der Rough Mix schon die Emotionen aus, die der Song vermitteln soll? Was ist gut am Rough Mix, was ist schlecht?
  • Gibt es irgendwelche Probleme, die besser durch ein erneutes Aufnehmen der Spuren gelöst werden könnten? Beispiele wären hier Clipping, schlechte Mikrofonwahl oder zu viel Raumklang auf den Vocals.
  • Fehlt es dem Song an irgendetwas (klanglich gesehen)?
  • Wie stellst Du dir den Song fertig vor?
  • Bring Ordnung in die Session – Gruppiere Spuren, ordne sie in deiner gewohnten Reihenfolge an und nutze Farbkodierungen, damit Du dich in der Session besser zurechtfindest.

Ok, aber wenn ich das alles getan habe kann ich mich doch an die Equalizer und Kompressoren wagen – oder etwa nicht?

Nein! Dann würdet Ihr einen der wichtigsten Schritte beim digitalen und analogen Mixing überspringen – das Gain Staging.

Gain Staging vor dem Mixen!

Der erste und wichtigste Schritt vor dem Mixen ist das richtige Gain Staging. Damit meine ich nicht eine Lautstärkenbalance mit Hilfe der Fader zu erstellen – Es geht hier darum den richtigen Eingangspegel für jede Spur einzustellen, um die Dynamik optimal nutzen zu können und genug Headroom für die Bearbeitung mit Plugins zu lassen. Also der Pegel der Spur vor dem Fader und vor den Inserts, welche sich wie in Pro Tools mit dem Clip Gain Feature einstellen lassen oder durch ein einfaches Gain Plugin am Anfang jedes Kanals.

Warum ist es so wichtig?

Jeder, der mal mit einem analogen Mischpult gearbeitet hat, weiß sicher, dass man Signale so einpegelt, dass sie sich an den lautesten Stellen um die 0db VU aufhalten. Die Lautstärke, die man im Mix hören möchte stellt man dann unten mit den Fadern ein. Die hätten aber nie genug Reserve um eine mangelnde Vorverstärkung wieder aufzuholen und können auch keine verzerrten Signale wieder entzerren durch Runterziehen des Faders. Es ist also wichtig einen genormten Eingangspegel zu haben, mit dem das Pult oder unsere DAWs optimal arbeiten können – Ansonsten versinkt man entweder im Rauschen oder endet in einem verzerrten oder platten Mix ohne Headroom.

Wie setze ich Gain Staging in einer DAW um?

In der digitalen Audiowelt gibt es analoge Pegeleinheiten wie db VU leider nicht mehr, so dass es mit den Standard Pegelanzeigen einer DAW schwer ist ein Gain Staging durchzuführen. Dafür gibt es aber diverse VU-Meter Plugins von Drittanbietern, welche so kalibriert sind, dass 0db VU -18dbfs entsprechen. Das bedeutet wenn Ihr auf 0db einpegelt habt Ihr im Durchschnitt 18db Headroom und mindestens 6-8db bei den Peaks. Mit Hilfe einer solchen Pegelanzeige und einem Gain Plugin könnt Ihr nun Spur für Spur den optimalen EIngangsegel einstellen. Auch beim Recording bieten sich VU-Meter an, um die Signale einzupegeln.

Ein VU-Meter Plugin von Waves. (www.waves.com)

Der größte Vorteil dieses Schrittes liegt darin, dass nun alle Plugins, die Ihr zur Bearbeitung einsetzen wollt mit ihrem optimalen Pegel arbeiten können – denn die wenigsten Plugins können es verarbeiten wenn ihr Input oder Output über 0dbfs liegt.

Habt Ihr das Gain Staging erledigt könnt Ihr im Anschluss eine wunderschöne Balance mit den Fadern + Panning erstellen. Ihr werdet sehen, dass Euer Mix jetzt schon deutlich fertiger klingt als zu Beginn – und das ohne nur einen einzigen EQ oder Kompressor!

Zusammengefasst: Was ist am Anfang eines Mixes zu beachten:

  • Macht Euch zu erst mit dem Song im ganzen vertraut. Was ist bereits gut und wo gibt es eventuelle Probleme?
  • Arrangiert Euch die Spuren und die gesamte Session so, dass ihr wie gewohnt damit arbeiten könnt.
  • Nehmt ein Gain Plugin und ein VU-Meter und pegelt alle Spuren auf 0db VU ein.
  • Erstellt eine gute Balance des Mixes mit Fadern und Panning.

Ich weiß, dass man alle diese Schritte gerne überspringt, weil es eine sehr technische und nicht sonderlich spannende Arbeit ist, aber damit holt Ihr Euch schon 70-80% des fertigen Mixes! Ihr werdet merken, dass vieles schon von alleine an seinen natürlichen Platz fällt und einfach richtig klingt. Alle Profis müssen diese Schritte durchlaufen oder haben Assistenten, die ihnen ihre Sessions genau so vorbereiten, wie ich es eben beschrieben habe.

Habt Ihr all diese wichtigen Mix Vorbereitungen verstanden und in eure Arbeitsweise integriert? Dann ist es an der Zeit sich mit Equalizern und Kompressoren zu beschäftigen, um Eurem Mix den Feinschliff zu verleihen.

Lasst mich in den Kommentaren wissen, ob Euch diese Tipps das Mixing auch so stark erleichtert haben, wie sie es bei mir taten.

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